Animal Hoarding

Warum werden Menschen zu Tiermessies?

Tiermessies fühlen sich häufig von Menschen und der Gesellschaft enttäuscht und wenden sich den Tieren zu. Tiere sind immer verfügbar und geben keine Widerworte. Sie vermitteln das Gefühl, etwas Gutes zu tun, gebraucht zu werden. Das möchten Animal Hoarder erhalten. Sie blenden aus, dass sie den Tieren die Hölle auf Erden bereiten.

Animal Hoarding- Fall Brandenburg Prenzlau – Die meisten Tiermessies haben weder die Tierhaltung noch ihr Leben im Griff.
Animal Hoarding- Fall Brandenburg Prenzlau Die meisten Tiermessies haben weder die Tierhaltung noch ihr Leben im Griff. © aktion tier

Ist Animal Hoarding heilbar?

In Deutschland wird bis heute das sogenannte Messie-Syndrom, bei dem verschiedene Gegenstände angehäuft werden, als Diagnose nicht von den Krankenkassen anerkannt, da es sich aus diversen Krankheitsbildern wie beispielsweise Depressionen, Süchten und Neurosen zusammensetzt. Diese einzelnen Faktoren lassen die Kassen jedoch gelten und bezahlen häufig auch die Therapien.

Beim Animal Hoarding sieht es hierzulande noch schlechter aus. Die sehr individuelle und vielschichtige Tiersammelsucht ist in Deutschland bisher wenig erforscht und auch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Dementsprechend gibt es auch keine Psychologen, der sich mit diesem Phänomen beschäftigen und eine entsprechende Therapie anbieten.

Dennoch können auch Animal Hoarder eine allgemeine psychologische Hilfe bekommen, um ihr Verhalten zu ändern und zu erkennen, was sie mit ihrem Tun anrichten. Voraussetzung für jede Hilfe wäre jedoch, dass die Betroffenen das auch möchten und aktiv mitarbeiten, was wir bisher noch nie erlebt haben.

Kann ein Tiermessie dauerhaft gestoppt werden?

Eingefleischte und seit vielen Jahren aktive Tiermessies lassen sich gemäß unseren Erfahrungen weder mit behördlichen Auflagen noch mit Bußgeldbescheiden von ihrem Tun abhalten. Selbst die wegen Tierquälerei rechtskräftig verurteilte Straftäterin Marietta P. (Animal Hoarding- Fall Vitzeroda) hatte wenige Wochen später wieder Tiere- aus ihrem eigenen Bestand vom Kasernengelände.

Die Wegnahme aller Tiere ist dennoch erst einmal erfolgversprechend, denn diese Maßnahme, kombiniert mit einem Tierhalte- und Betreuungsverbot, zwingt die Tiersammler zum Umdenken. Sie fragen sich: „Was fange ich jetzt mit meinem Leben an, womit beschäftige ich mich?“ Allerdings schaffen es nur sehr wenige, sich ein neues Leben aufzubauen – ohne Tiere. Wir haben in den letzten 20 Jahren nur einige wenige Menschen erlebt, die nach einer Beschlagnahmung mit dem Horten aufgehört haben. Die meisten dieser Geläuterten sind in Einrichtungen wie Pflegeheime oder betreutes Wohnen gezogen, wo die Tierhaltung untersagt war.

Animal Hoarding- Fall Berlin-Lichtenberg - Frank F. ist einer der wenigen Tiermessies, die nach der Beschlagnahmung ihr Leben änderten
Animal Hoarding- Fall Berlin-Lichtenberg Frank S. ist einer der wenigen Tiermessies, die nach der Beschlagnahmung ihr Leben änderten. © aktion tier, Ursula Bauer

Alle anderen werden rückfällig. Die Rückfallquote bei unseren Fällen beträgt weit über 90 %. Häufig ziehen die Tiermessies einfach in ein anderes Bundesland und fangen dort wieder von vorne an.

Daher bleibt uns und den zuständigen Veterinärämtern wohl erst einmal nichts anderes übrig, als die aktenkundigen Animal Hoarder soweit möglich regelmäßig zu überprüfen, um zu verhindern, dass sie erneut zu Tierquälern werden.