Animal Hoarding in Deutschland
Fälle von ausufernden Tierhaltungen gibt es auch in Deutschland schon seit Langem.
So erinnern sich die Älteren unter uns bestimmt an Menschen in ihrer Kindheit, die viele Haustiere hielten. Vielleicht war es eine alleinstehende Frau, die mit unglaublich vielen Katzen in einem heruntergekommenen Haus lebte, oder ein im Ort als Eigenbrötler bekannter Mann mit einem ganzen Rudel Hunde. Allgemeine Beachtung fand das Phänomen hierzulande jedoch erst in den Jahren ab ca. 2006. Als aktion tier damals die ersten Fälle öffentlich bekannt machte, konnten viele Amtstierärzte mit dem Begriff nichts anfangen. Schnell war das Interesse der Medien geweckt, was zu einer raschen Verbreitung führte. Berichte über unordentliche Wohnungen mit zahlreichen Tieren wurden gerne gelesen und garantierten auch im Fernsehen hohe Einschaltquoten.
Heute ist das Ausmaß und die mit dem Tiersammeln verbundene Problematik allgemein bekannt. Trotzdem zeigen die regelmäßig auftretenden Fälle, dass es offensichtlich an Maßnahmen zur Prävention fehlt und die zuständigen Behörden in akuten Fällen weder einheitlich noch nachhaltig handeln.
Wie viele Animal Hoarding- Fälle gibt es jährlich in Deutschland?
aktion tier bearbeitet zwischen 3 und 10 Fälle pro Jahr. Sehr große Haltungen mit über 100 Tieren kommen bei uns zum Glück nur alle paar Jahre vor.
Unsere Erfahrungen lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die Gesamtsituation in Deutschland zu. Bedauerlicherweise gibt es keine Animal- Hoarding- Statistik und auch keine Meldepflicht. Die auftauchenden Fälle werden von unterschiedlichen Institutionen meist ohne Vernetzung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit bearbeitet.
Wie erfährt aktion tier von Tiermessies?
Die Fälle werden uns in der Regel von Tierfreunden, Nachbarn, Pflegediensten oder Handwerkern gemeldet. Zum Teil bitten uns auch Menschen um Hilfe, die eine desolate Massentierhaltung bei Verwandten festgestellt haben, nachdem diese zum Beispiel ins Krankenhaus mussten oder gestorben sind.
Nicht jeder Animal Hoarding- Fall wird aufgedeckt
Wir vermuten eine hohe Dunkelziffer, vor allem im Bereich der Exotenhaltung. So sind beispielsweise Schlangen leise, weitestgehend geruchlos und lassen sich auf engstem Raum halten. Außenstehende werden es kaum bemerken, wenn der Nachbar 200 Schlangen, Skorpione oder Vogelspinnen in seiner Wohnung hält.
Passionierte Exotenhalter verfallen außerdem häufig ihrer Sammelleidenschaft. Sie wollen unbedingt noch diese und jene Unterart oder Farbvariante besitzen, so dass schließlich immer mehr Tiere angeschafft oder herangezüchtet werden. Wir hatten es schon mit 60 Gifttieren in einer Hochhauswohnung, 500 Vogelspinnen in einem kleinen Zimmer und 30 fremdländischen Eichhörnchen in einem Privatgarten zu tun.
Welche Tiere werden gehortet?
Gemäß unseren Erfahrungen werden vorrangig Hunde und Katzen gehortet, gefolgt von Kleintieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen. Gelegentlich haben wir es auch mit Pferde-, Reptilien- und Vogelmessies vor. Es gibt aber auch Mischhaltungen, in denen Querbeet sowohl Haus- als auch Nutztiere leben.